Protagonist*innen


  • Meinrad Koch (Schweiz)

    Der junge Jodler Meinrad Koch ist die Hauptfigur in Beyond Tradition. Aufgewachsen im appenzellischen Gonten als ältester von fünf Söhnen einer Bauernfamilie verbringt Meinrad jeden Sommer auf der Alp Soll im Alpstein (AI), wo er beim Heuen, Käsen und Pflegen der Alp hilft. Den heimischen Naturjodel, das Zauern, hat er mit der Muttermilch aufgesogen. Es ist sein ständiger Begleiter beim Alpauf- und -abzug (Öberefahre), bei festlichen Anlässen, im Wirtshaus und bei seinen vielen Bühnenauftritten, z.B. mit dem Hitzigen Appenzellerchor (Gründung 2006 durch Noldi Alder), den Meinrad bis zu seiner Auflösung 2018 mitleitet.
    Doch die heimatliche Tradition ist nur ein Teil seines Lebens. Nach einer Lehre zum Bäcker verschlägt es Meinrad
    ins Unterland.
    Er studiert Lebensmitteltechnologie an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wädenswil, wo er am Puls der Zeit im Bereich der Entomophagie (Insektenverzehr) forscht. 2015 entwickelt er in seiner Bachelorarbeit „Development of a food product based on mealworms for mass production“ einen Mehlwurmriegel, für den er von der Schweizerischen Gesellschaft für Lebensmittelwissenschaft und -Technologie (SGLWT) einen Preis gewinnt. Sein Ziel: Mit Insektennahrungsmittel den Welthunger stillen. Dieses Ziel verfolgt er auch während seines Masterstudiums Life Sciences, mit Vertiefung Food and Beverage Innovation.


    Maria Mortensson (Norwegen)

    Marja Mortensson ist eine 25-jährige Joikerin aus dem mittelnorwegischen Sápmi, dem traditionellen Gebiet der ethnischen Minderheit der Saami, und ist in einer Familie aufgewachsen, die von der traditionellen Rentierzucht lebt. Ihre Kultur haben die Süd-Saami aufgrund der jahrhundertelangen Repressionspolitik durch die Skandinavier
    fast verloren. Und während in Nord-Sápmi das Joiken trotz staatlichen Verbots im Verborgenen überlebt hat, steht Marja gegenwärtig vor der unglaublich schwierigen Aufgabe, den süd-saamischen Joik-Stil wieder zu beleben. Aufgewachsen ist sie in der Rentier-Community Svahken Sijte, nahe der schwedischen Grenze, wo sie das Glück hatte, in einer kleinen Schule unterrichtet zu werden, die es sich, unterstützt durch das Saami-Parlament, zur Aufgabe gemacht hat, die Kinder mit der süd-saamischen Kultur vertraut zu machen: mit der Sprache, der Rentierzucht, dem Leben und Überleben in der arktischen Natur. In dieser Schule ist Marja dann auch das erste Mal mit dem Joik in Kontakt gekommen.


    Ninuca Kakhiani (Georgien)

    Ninuca Kakhiani, genannt Nino, ist eine junge Musikstudentin am Konservatorium in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Aufgewachsen ist sie in einer musikalischen Familie in der postsowjetischen Industriestadt Rustavi. Schon als Kind lernt Nino die georgische Sängerin und Chorleiterin Tamar Buadze kennen, die 2009 den Jugendchor Tutarchela (Mondlicht) gegründet hat, um Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten und ihnen die georgische Gesangskultur näher zu bringen. Nino ist fasziniert von der Musik ihrer Heimat: der kraftvollen Polyphonie aus Westgeorgien, den sinnlichen Melismen aus Ostgeorgien und dem georgischen Jodeln. Gleichzeitig wagt sie immer wieder gerne einen Blick über den Tellerrand der traditionellen georgische Volksmusik hinaus, ein Ansatz, den Tamar Buadze in ihrer Arbeit mit dem Jugendchor stark fördert.

    Tamar Buadze und Tutarchela spielen in Ninos Leben eine wichtige Rolle. Mehrmals wöchentlich trifft sich der Chor zu Proben, auch am Sonntag. Kein Weg ist zu weit und keine andere Beschäftigung wichtig genug, um diesen Proben fernzubleiben. Der Einsatz lohnt sich: Tutarchela singt die georgischen Lieder auf einem derart hohen Niveau, dass sie auf europaweit auf Tourneen gehen, mehrere internationale Chorwettbewerbe gewinnen und regelmässig im lokalen und sogar nationalen Fernsehen auftreten dürfen. 

    Die Sänger von Tutarchela sind aufgeschlossene junge Menschen, die sich weder von Musikethnolog*innen noch von Folklore-Fans in eine Schublade stecken lassen wollen. Die vielen Chorreisen ins Ausland haben ihre Neugier geweckt: Sie singen Lieder aus anderen Kulturen (bulgarisch, französisch, gälisch), aber auch andere Stilrichtungen, zum Beispiel Rock von Queen, Musical-Hits von Elton John oder deutschen Metal von Rammstein als Accapella-Versionen. Es ist Tamars Einsatz zu verdanken, dass die Jugendlichen das singen dürfen, was sie auch interessiert. Diese offene Haltung beeindruckt Nino und deshalb beschliesst sie, dass auch sie Chorleiterin werden möchte und schreibt sich am Konservatorium ein.